1920 -1929

Die Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit von 1920-1921 führt zu einer schweren Kraftprobe zwischen Arbeitern und Arbeitgebern in Luxemburg. Reformen drängen sich auf und der erste Arbeiterurlaub wird geschaffen. 1921 wird der LCGB gegründet. Aufgrund einer Statutenänderung 1928 kann der LCGB nun an den Verhandlungen über die Lohnbedingungen der Arbeiter teilnehmen. Der LCGB erobert seinen Platz im öffentlichen Leben des Landes.

1930 -1939

Arbeitslosigkeit und die „Große Depression“ der 30er Jahre führen 1934 zur Gründung einer gewerkschaftlichen Lohnkommission zwischen den freien und christlichen Gewerkschaften für eine gerechtere Lohnpolitik und die Einführung eines Mindestlohns. 1936 fordern mehr als 40.000 Manifestanten einen gerechteren Lohn und die Anerkennung der Gewerkschaften. Daraufhin befasst sich die Abgeordnetenkammer mit der gesetzlichen Regelung des Kollektivvertrags (KV) und macht den Weg frei für die ersten KV in der Hüttenindustrie und der Ideal-Lederfabrik in Wiltz. Dieser Durchbruch und die positive Konjunktur motivierten die Gewerkschaften 1937 zu neuen Forderungen wie z. B. die 40-Stunden-Woche.

1940 -1944

Kriegsängste lähmen das wirtschaftliche Leben und die Arbeitslosigkeit steigt in bedrohlichem Maße. Zu Kriegsbeginn versucht der LCGB die Zahlung der Arbeitslosenunterstützung, die notwendiger ist als je, zu gewährleisten. Nach der Besetzung durch die Wehrmacht wird die Gewerkschaft jedoch unter Gauleiter Simon aufgelöst und das Vermögen beschlagnahmt. Die Gewerkschaftssekretäre werden dienstverpflichtet, und der Nationalpräsident Jean-Baptiste ROCK zwangsweise umgesiedelt.

1945 -1949

Die Nachkriegszeit ist gekennzeichnet vom Wiederaufbau. Auch die christliche Gewerkschaft wird wiedererweckt entgegen aller Propaganda zugunsten einer Einheitsgewerkschaft seitens der kommunistischen und sozialistischen Bewegungen. Im Dezember 1944 wird endlich der geforderte gesetzliche Mindestlohn eingeführt. Nachdem der 1. Mai 1946 offiziell zum Feiertag erklärt wurde, findet 1947 erstmalig eine Feier der Gewerkschaften zum Tag der Arbeit in Esch-Alzette statt. Politisch bring das Ende der 40er Jahre eine Neuberechnung der Indexziffer, die Einführung von Familienzulagen und das Recht auf Arbeit wird in die Verfassung aufgenommen.

1950 -1955

Der LCGB unterstützt den Schumann Plan, der den Weg zur EU ebnet und in der europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl resultiert. Die gewerkschaftliche Vertragskommission (ehemalige Lohnkommission) gewinnt an Bedeutung: etwa 90% der Arbeiter stehen unter dem Schutz von Kollektivverträgen. Für den LCGB steht die soziale Gesetzgebung wie die Reform der Alters- und Invalidenversicherung an erster Stelle. In der Hüttenindustrie entfacht ein Kampf um die Arbeitszeit von 56 Stunden auf 48 Stunden pro Woche mitsamt 24 stündigem Warnstreik am 4. Februar 1953.

1956 -1965

In Zeiten der Hochkonjunktur bedürfen die Kollektivverträge in der Großindustrie einer Erneuerung mit unter anderem der Erhöhung der Löhne und der Einführung eines Urlaubsgeldes. Ende 1959 findet eine große Demonstration der Berg- und Hüttenarbeiter statt, die letztlich zu den geforderten Lohnerhöhungen führt. In den Molkereien bahnt sich derweil ein weiterer Lohnkonflikt an. 1962 kommt die 5-Tage-Woche und 1964 die 42-Stunden-Woche in der Hüttenindustrie.

1966 -1975

1966 feiert der LCGB erstmalig eine große 1. Mai Feier in Luxemburg-Stadt. Der LCGB setzt sich für einen Kündigungsschutz sowie Teilzeitarbeit als Arbeitsform der Zukunft für Frauen ein. 1968 weiht der LCGB sein Bezirksbüro in Ettelbrück ein und organisiert 1970 erstmalig Bezirkskongresse. Der nationale Gewerkschaftsrat wird geschaffen. 1975 kommt es endlich zur Einführung der 40-Stunden-Woche für alle Industriearbeiter. Der LCGB verlagert seine Gewerkschaftszentrale an den heutigen Standort in der Hauptstadt.

1976 -1978

Die Weltwirtschaftskrise trifft insbesondere die Eisen- und Stahlindustrie in Luxemburg mit voller Wucht. Tausende Entlassungen drohen. Um einen Sozialkonflikt zu verhindern wird die sogenannte Tripartite etabliert. Außerdem wird die heute noch immer aktuelle Thematik der 52 Wochen Krankheit erstmalig diskutiert. 1976 gründet sich die Jugendorganisation des LCGB, die LCGJ. 1978 wird zum Schicksalsjahr für die Gewerkschaftsbewegung. Der erneute Versuch eine sozialistisch ausgerichtete Einheitsgewerkschaft aufzubauen führt letztlich zur vollen Eigenständigkeit des LCGB in der Kollektivertragspolitik.

1979 -1981

Bei den Berufskammerwahlen 1979 erzielt der LCGB seinen bis Dato größten Wahlsieg. Derweil halten die konjunkturellen Schwierigkeiten in Luxemburg weiter an, die Arbeitslosenzahl erreicht einen Höchststand und eine Reihe von Betrieben melden Schwierigkeiten: Monsanto schließt seine Türen, Cerabati greift massiv auf Kurzarbeit zurück und die Arbed hält, trotz des Protests des LCGB, an ihren Restrukturierungsplänen fest. Die Gewerkschaften lehnen alle von der Tripartite vorgeschlagenen Indexmodulationen ab und gründen ein Aktionskomitee, um gemeinsam die Angriffe auf die sozialen Errungenschaften der Arbeitnehmer abzuwehren.

1982 -1985

Die Abwertung der belgisch-luxemburgischen Währung verschärft die wirtschaftliche Krise. Die Verhandlungen in der Tripartite zur Krisenbekämpfung scheitern und zahlreiche Protestaktionen finden statt. Am 5. April 1982 paralysiert ein Generalstreik gegen die Einkommenspolitik und Indexmanipulation der Regierung das Land. Nach dem erneuten Zusammenbruch des Stahlmarktes Ende 1982 und entsprechend dem Gandois Bericht sollen weitere 6.000 Arbeitsplätze abgebaut werden. 1984 entscheidet sich der SESM (Syndicat des Entreprises de la Sidérurgie et de la Métallurgie) für einen Beitritt zum LCGB. Der LCGB ist erstmalig an den Verhandlungen für einen Kollektivvertrag für Bankangestellte beteiligt. 1984 wird das LCGB-Bezirksbüro in Esch-Alzette eingeweiht.

1986 -1990

Die wirtschaftliche Lage beruhigt sich im Großherzogtum. Der LCGB setzt sich für eine fortschrittliche Sozialpolitik und eine gerechtere Einkommenspolitik ein und kämpft gegen die Sonntagsarbeit. 1989 ruht die Arbeit bei den Sozialerziehern als Warnung an die Regierung. Ende der 80er Jahre organisiert der LCGB zum ersten Mal ein Familienfest. Ab 1988 zahlt der Arbeitgeber das Krankengeld und bekommt es von der Krankenkasse zurückerstattet. Der LCGB startet ein Videotext Programm.

1991 -1995

Anfang der 90er Jahre steht die Krankenkassenreform im Fokus. Die Ärzte streiken bereits 1991 und die Gewerkschaften entschließen sich 1992 zu einem geplanten Generalstreik, um den Plänen der Regierung mit massivem Druck entgegenzuwirken. In letzter Minute kann in den Tripartite-Verhandlungen jedoch der Streik abgewendet und ein Konsens gefunden werden, der unter anderem die Quadripartite als kompetentes übergeordnetes Organ schafft. Anfang der 90er Jahre rücken auch die Themen Digitalisierung, Umwelt und Rassismus in den Fokus des LCGB.

1996 -2000

Der Urlaub aus familiären Gründen wird eingeführt und die Pflegeversicherung wird Realität. Die Restrukturierungen in der Stahlindustrie intensivieren sich mit der Stilllegung des letzten Hochofens 1997. Im Zuge des von der Regierung vorgeschlagenen national Beschäftigungsplans (PAN), um den steigenden Arbeitslosenzahlen entgegen zu wirken, gilt der Sozialdialog als besonders schwierig und der LCGB organisiert Protestaktionen. Die Zahl der gewaltsamen Überfälle auf Geldtransporte nimmt zu. 1997 und im Jahr 2000 kommt es zu tödlichen Attacken auf Sicherheitsbeamte. Es folgt ein 8-tägiger Streik vom 27. November bis zum 4. Dezember 2000, bei dem sich der LCGB für mehr Sicherheit und bessere Löhne einsetzt. Mit der zunehmenden Digitalisierung, beschäftigt sich der LCGB mit einem Rechtsrahmen für Telearbeit.

2001 -2004

Der „Rentendësch“ tagt wiederholte Male hinsichtlich der Rentenreform. Letztlich wird die Mindestpension und der Referenzbetrag erhöht und die Jahresendzulage eingeführt. Anlässlich der geplanten Fusion von Arbed, Usinor und Arceralia, um unter dem vorläufigen Namen NewCo (später Arcelor) der weltweit größte Stahlproduzent zu werden, protestiert der LCGB gegen einen Stellenbau und für Investitionen in die luxemburgischen Standorte. Mit dem Ausbruch des 2. Irakkriegs im März 2003, leidet die Weltwirtschaft und auch in Luxemburg steigt die Arbeitslosigkeit. Sozialpläne, Protestaktionen und Warnstreiks bei Arcelor, Villeroy&Boch, CEPAL, Luxair, Dupont, TDK, Textilcord und im Bankenwesen zeigen die schwierige Wirtschaftslage.

2005 -2007

Als der Bericht des Wirtschaftsprofessors Fontagné zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit genutzt wird, um die sozialen Errungenschaften wie Index, Mindestlohn und Sozialversicherung in Frage zu stellen, mobilisiert der LCGB gegen den Sozialabbau. 2005 ist ein schwarzes Jahr im Baugewerbe mit insgesamt 7 tödlichen Arbeitsunfällen. Die Arbeiter gehen für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz auf die Straße. 2006 beschließt die Tripartite die Schaffung des Einheitsstatuts, eine Jahrzehnte alten Forderung des LCGB, die letztlich 2009 umgesetzt wird. Mittal Steel überrascht mit einer Übernahmeofferte von Arcelor. Zahlreiche Treffen mit der luxemburgischen Regierung und den Aktionären des Stahlriesens finden statt, um Arbeitsplatzgarantien zu erhalten.

2008 -2010

Die Finanzkrise erreicht Luxemburg und die Regierung muss 2 traditionsreiche Bankhäuser retten, damit das Bankensystem nicht kippt und die zahlreichen Arbeitnehmer nicht ihre Arbeit, Ersparnisse oder Häuser verlieren. Trotzdem verschlechtert sich die Wirtschaft und Sozialpläne, Kurzarbeit sowie eine rasant steigende Arbeitslosenzahl dominieren. Im Rahmen einer Großkundgebung 2009 fordern die Gewerkschaften einen Beschäftigungsgipfel, soziale Krisenmaßnahmen, Beschäftigungsgarantien, und Wiedereingliederungseinheiten (CDR) in allen wirtschaftlichen Bereichen. Der LCGB setzt sich zudem für eine Gleichbehandlung aller Arbeitnehmer, Ansässige und Grenzgänger, bei den Studienbeihilfen und dem Kindergeld ein.

2011 -2014

Die wirtschaftliche Lage bleibt angespannt. Der LCGB bedauert, dass die Regierung ohne Einberufung einer nationalen Tripartite und ohne Sozialdialog ein Sparmaßnahmenpaket beschließt. Der Konkurs des Bauunternehmens Socimmo, mit 477 Arbeitnehmern bleibt bis heute einer der größten Konkurse überhaupt. Der LCGB setzt sich beim Arbeitsminister für bessere Finanzhilfen ein, was letztlich zu einer Anpassung der Konkursbestimmungen und einer Gesetzesrevision führte, die Vorschüsse auf Lohnrückstände ermöglichte. Mit Protestaktionen setzt sich der LCGB für den Erhalt der Industriestandorte von ArcelorMittal in Luxemburg ein. Der LCGB entwickelt sich darüber hinaus immer mehr zu einer Service-Gewerkschaft und bietet fortan allen Mitgliedern gratis Hilfe beim Ausfüllen der Steuererklärung an.

2015 -2018

Die Reform der Familienleistungen, die Öffnungszeiten im Handel, die Schichtzeiten für Busfahrer, die Sicherheitskultur bei Cargolux sowie zahlreiche Sozialpläne im Bankensektor beschäftigen den LCGB. Der angekündigte Sozialplan bei der Stëftung Hëllef Doheem bringt Makel an der Pflegeversicherungsreform zum Vorschein, die beseitigt werden müssen. 2016 mobilisiert das Gesundheits- und Sozialpersonal zu einer großen Protestkundgebung für bessere Laufbahnen und Arbeitsbedingungen. Der LCGB engagiert sich weiterhin gegen soziale Ungerechtigkeiten und für die Gleichbehandlung aller Arbeitnehmer, seien es Grenzgänger und Ansässige im Rahmen der Steuerreform oder private und öffentliche Arbeitnehmer. Ab 2017 organisiert der LCGB die traditionelle 1. Mai Feier als Familienfest in Remich.

2019 -2021

Der LCGB beschäftigt sich zunehmend mit den Zukunftsthemen Digitalisierung und Klimaschutz, unter anderem mit der Teilnahme an den United for Climate Justice Protestaktionen. Der LCGB fordert zudem die Stärkung der Arbeitnehmerrechte und eine menschliche Gestaltung der Arbeit 4.0. Anfang 2020 bricht die COVID-19 Pandemie aus und die Welt steht Kopf. Die sozialen Errungenschaften der vergangenen Jahre spielen hinsichtlich des Lockdowns eine primäre Rolle, wie zum Beispiel Kurzarbeit und der Urlaub aus familiären Gründen. Anlässlich zahlreicher Tripartite-Treffen, national oder sektoriell in der Stahlindustrie und der Luftfahrt, engagiert sich der LCGB für verbesserte Arbeitslosenleistungen und für den Erhalt der Beschäftigung. Erstmalig wird eine CDR außerhalb der Stahlindustrie, nämlich in der Luftfahrt geschaffen.

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